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R E I S E B E R I C H T E

19. Januar 2010

Nun sitze ich tatsächlich, an einem Fensterplatz, im Flieger und schau dem Treiben auf der kalten Startbahn geduldig zu. Der Flieger ist nicht voll, mein Glück, so kann ich mich so richtig breit machen und den Flug mit ausgestreckten Füssen geniessen. Am Ende der Sitzreihe nimmt ein kleiner, dunkler Mann platz. Unter seinem Joop Anzug blitze eine dicke goldene Uhr hervor und während dem ich noch die Brillis auf seiner Uhr zähle heben wir auch schon ab. Wir wechseln den ganzen Flug kein Wort miteinander. Grimmiger reicher Sack denke ich mir und frage mich, ob er wohl so glücklich sein mag wie ich? Mit diesen Gedanken schlafe ein. Luftlöcher reissen mich aus dem Schlaf und eine ganze Weile fühlt es sich an, als ob wir auf einer Schotterstrasse fahren würden. Na ja, Augen zu und durch…

20. Januar 2010

9h Singapore und die Sonne will nicht so richtig mit mir Lachen. Zwei Stunden Aufenthalt und dann geht es auch schon weiter. Nun ist der Flieger voll und überall ist Gestöhne und lautes Lachen. Neben mir sitzt eine quirlige ältere Dame aus New York. Sie erzählt mir, dass sie für zwei Monate dem kalten Winter entflieht. Sie kann es kaum fassen, dass ich alleine auf Schatzsuche für meinen Laden gehe. Na ja, so viel Mut braucht das gar nicht, tun muss man es nur…

20. Januar 2010

12h Bali und ein breites Lächeln erwartet mich am Airport. Made meine gute Seele hat viel zu erzählen und fährt mich zu meinem kleinen Häuschen, dass ich in seinem Dorf gemietet habe. Angekommen schlürfe ich erschöpft aber glücklich meine kalte Kokosnuss mit Genuss aus. Morgen geht es los und ich freue mich schon auf all die altbekannten Gesichter.

21. Januar 2010 Hab geschlafen wie ein Bär, aber die blutrünstigen Moskitos haben mich zum fressen gerne. Heute besuche ich meinen alten Steinhauer und Freunde. Dies nimmt immer sehr viel Zeit zum reden und verhandeln in Anspruch, aber genau das liebe ich ja so sehr. Obwohl ich sehr früh los bin, brennt sie Sonne gnadenlos.

Tempelwächter, Sie entscheiden was mit darf…

Eine meiner Errungenschaften

Auf einmal wird es ganz still, nur die Grillen zirpen noch und ein Luftzug bewegt auf einmal die Palmenblätter. Aus weiter Ferne hör ich ein dumpfes Donnergedröhne und es riecht so gut nach Regen. Der Himmel färbt sich schwarz und rot zugleich, so als ob sich diese zwei Farben in einem Wasserglas tanzen würden. Bali und mein Herz schlagen im Einklang, wir teilen uns den gleichen Rhythmus. Hier bin ich im Reinen mit mir und der Welt. Tausend Gedanken rascheln in meinem Kopf, doch dieses Jahr erscheint mir mein Weg und meine Ziel so klar vor mir, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Was für ein Zauber liegt auf diesem Land. Ich tauche ein, fernab meiner Welt und lasse mich einfach treiben und versinke in Meditation. Vertraue dem Lächeln der Menschen und fühle wie gut es mir tut, mich einfach fallen zu lassen.

Schöne Lampen,

die bald bei

QUINT ESSENZ

sein werden...

So, heute mache ich mich über die lauten Gesänge im Dorf schlau!

Barong und Rangda

Der drachenähnliche Baron (der Ordnung, Harmonie und Gesundheit darstellt) und sein dämonisches Ebenbild Rangda (für Chaos, Krankheit und Schaden) sind Wächterbildnisse. Sie werden periodisch „erweckt“, um mit rituellen Kämpfen, die in einer wilden Trance gipfeln, das seelische Gleichgewicht wieder herzustellen.

Barongs Bart ist aus menschlichem Haar…

Bin heute im Dorf

zum Essen eingeladen...

Hier ist wohl mein Geld gut angelegt...

Dieser alte Mann malt wunderschöne Buddhabilder

Meine Cargo Freunde packt meine Schätze ein...

Pura Tirta Empul

Dieser heilige Quellentempel an der Quelle des Flusses Pakrisan ist ein Besuchermagnet, aber ein angenehmer Ort. Er besteht aus einer Reihe von Höfen mit rechteckigen Badebecken. Die Fontänen spenden eine besondere Art heiliges Wasser, um das Gläubige mit besonderen rituellen Opfergaben bitten. Menschen kommen von der ganzen Insel für heiliges Wasser und rituelle Waschungen hierher, besonders an Vollmondtagen. Ich hab nur meinen Finger im heiligen Wasser geschwenkt.

Symbol und Status

Hahnenkämpfe an der Strasse sind ganz selbstverständlich. Stolze Männer ohne Zähne in den Mündern präsentieren ihre noch stolzeren Hähne. Ein Spiel auf Leben und Tot, was ich mir nicht unbedingt reinziehen muss. Der Balinese findet dies recht unterhaltsam und meistens geht es da auch um viel Geld. Ähnlich wie beim Pokerspiel bei uns am Stammtisch. Schon erstaunlich, dass derselbe Mensch so herzlich über „Tom und Terry“ lachen kann. Es reicht mir, wenn ich die Federn bepflasternden Strasse sehe und dies reicht mir, um für den Rest meines Lebens Vegetarier zu sein.

Balinesische Hausregeln:

Gehe nie nackt in die Küche um dir Frühstück zu machen, denn der Nachbar könnte vor dem Küchenfenster stehen um dir einen guten Morgen zu wünschen.

Steh nachts nie auf ohne Licht an zu machen, denn du könntest auf seltsame kriechende Getiere treten, welches sich gerade durch dein Schlafzimmer angelt.

Mach das Licht aber unbedingt aus, bevor du dein Freilufttoilette betrittst, denn es könnte sonst sein, dass du dein Schlafgemach danach mit hunderten von hungrigen Stechmücken teilen musst.

Vergiss aber unbedingt nicht, bevor du auf das Häuschen austrittst, erst an die Tür zu klopfen, denn dies schützt dich vor üblen Überraschungen. Wie z.B. vor Reisbauer die gerade Pause auf deiner Duschmauer machen. Oder vor Ratten, die vorzugsweise nachts dein gebrauchtes Toilettenpapier verspeisen. Eklig? Ich weiss, aber in Bali darf man das Papier nicht mit hinterher in die Kloschüssel werfen, dafür gibt es extra eine Box neben dem Klo. So hilft sich die Natur selbst und schützt vor übelriechender Verstopfungen.

Ach ja und vergiss ja nicht, nach Gebrauch den Klodeckel runter zu machen, denn sonst tummelt sich das nächste Mal garantiert eine fette Schlange in der Kloschüssel.

Erschrick morgens nicht, wenn kleine süsse Frösche aus dem Wasserbecken dir ins Gesicht hüpfen um dich wach zu küssen. Und auch nicht, wenn du gerade mit Seife in den Augen unter der Dusche stehst und dir ein vorübergehender Reisbauer einen guten Morgen wünscht.

Strecke deine Füsse niemals unter einen Vorhang, so einen wie ich in der Küche als Abtrennung habe, denn es könnte ein hässlicher Skorpion mit deinen Zehen spielen wollen. Achte immer wo deine Zehen sind!

Zieh vor jedem Hauseingang die Schuhe aus, wenn du nicht als unhöflich gelten willst und lass dir als gute Gestik Reiskörner ins Gesicht kleben.

Leg dein Essen für keine Sekunde aus den Händen, denn sonst läuft es weg.

Wasche Gläser und Teller sofort ab, ansonsten tun dies die Ameisen sehr gerne innert Sekunden für dich.

Wenn du auf eine Plauderstunde mit deinen Affenfreunden gehst, lass alles im Wohnraum was dir lieb und teuer ist. Inkl. Ohr- und Nasenringe! Lass dich ja nicht von den pelzigen Freunden anmachen und gar nicht erst von ihnen füttern, denn sonst gehörst du zur Familie. Als Frau rate ich dir, da gar nicht erst zu einem solchen Treffen hin zu gehen. Wenn du es trotzdem nicht lassen kannst, mach von Anfang an klar, wer hier der Chef ist!

Und vergiss am Abend ja nicht 2 x abzuschliessen, denn du bist froh zu wissen, dass du es ganz sicher getan hast, wenn du morgens um 3h aufwachst und hörst wie jemand deine Türklinke rumdrückt.

Regel am Strand:

Schau immer auf deine Füsse, hebe niemals deinen Blick und tu so, als ob du taub, stumm und blind zugleich bist. Vertrau niemandem der deine Hand streichelt wie deine Mutter. Geh nie alleine mit einem Mann auf eine Bootsfahrt mit, der aussieht wie dein Vater. So könnte es ein guter Tag werden, wenn du denn nicht die Sonnencreme vergessen hast.

Iss niemals was sich noch oder wieder bewegt. Lass dir keinen alten Fisch verkaufen und trink nur aus der Flasche. Bitte kein Eis und auch keine Gläser für Getränke benützen! Durchfall ist garantiert...

Geh immer mit der Vorstellung ins Wasser, dass sich da ein alter umher treibender Plastiksack an deinem Bein festklammert. Nicht alles was dich berührt ist eine Qualle!

Regel auf der Strasse:

Erste Regel um zu überleben! Vergiss sofort alles was du jemals gelernt hast.

Achtung! Menschen und Tiere kommen von überall her, auch von da wo gar keine Strasse ist. Viel Glück.

Wenn du auf der Strasse gehst und dir jemand hupt, dann schau bitte nicht hoch, denn nur Frauen die nicht vergeben sind reagieren auf die Huperei.

Fährst du gerade eine scharfe Kurve und mitten drin kommen dir ein Anderen auf deiner Seite entgegen, dann schliess einfach die Augen, es wird schon alles gut gehen. Buddha macht das schon...

Bevor du überholst oder abbiegst solltest du nicht vergessen laut zu hupen. Hup auch, wenn du nichts dergleichen vor hast, denn lieber einmal zu viel als es einmal zu vergessen.

Auf Einkauf...

So, nun ein paar Bilder für diejenigen, die nicht glauben, dass ich die Wahre von den Handwerkern direkt erstatte! Dies sind eine Handvoll Männer aus Java, die hier um ihr überleben kämpfen um ihre Familie in Java ernähren zu können. Sie schlafen, essen und arbeiten hier auf der Strasse und sehen ihre Familie oft Jahrelang nicht. Keiner von ihnen spricht englisch und ich bin froh, dass Made und Sukri mich begleiten. Geld nehmen sie von einer Frau schon gar nicht und verhandelt wird nur unter Männer… Dennoch entlocke ich ihnen ein Lächeln und ein herzliches Terima kasih (Dankeschön). Die wunderschöne Sitzbank kommt mit in die Schweiz. Bin beeindruckt, was für wunderschöne Kunstwerke ein Mensch mit ein paar primitiven Werkzeugen ans Tageslicht bringt.

Terima ksih banyak.

Hier bin ich in einer Gongwerkstatt für die Tempel Balis. Probiere natürlich alle aus und gehe mit einem dröhnenden Kopf meinen Weg weiter…

Die Strassen von Bali sind besser geworden. Die Hunde ohne Haare und manchmal ohne Beine, sieht man nicht mehr so oft. Made erklärt mir, dass seit diesem Jahr Hundefänger unterwegs sind. Alle Hunde, die kein rotes Band tragen, sind Freiwild. Was mit ihnen geschieht muss ich wohl nicht fragen, ich will es auch gar nicht wissen.

Die Sonne brennt und die Luft scheint hier stehen zu bleiben. Schweissperlen rinnen mir in die Augen und brennen erbärmlich. Lähmend sehe ich mich auf dem einheimischen Markt um und frage mich, warum ich mir das eigentlich nur an tu? Nackte Kinder rennen zwischen Müll und dunkelbraunen Pfützen umher. Zwischen süssen Früchten und leuchtenden Farben liegen abgehackte Hühnerköpfe an den sich felllose Hunde zu schaffen machen. Ausgezehrte Menschen halten mir undefinierbare Essensteile unter die Nase. Ihre strenger Gerüche steigen mir unwillkürlich in die Nase bis ins Hirn und schlagen mir auf den Magen. Ich fokussiere den strahlend blauen Himmel und suche das Ende dieses Alptraumes. Hier kaufe ich Reissäcke für arme Familien und frage mich, wie es wohl meinem Bettler in Sri Lanka geht.

Auf dem Markt

Unterwegs zu einem buddhistischen Kloster im Norden. Sollte sich da ein Schatz für euch verstecken, werde ich ihn finden.

Unglaublich diese Stille an diesem Ort. Tausende, nein abertausende Libellen tanzen im Sonnenlicht. Ihre blau-goldene Farbe verleihe dem Platz eine ganz eigenartige Mystik. Ich bin hin und weg und das schöne daran ist, ich hab diesen Platzt für mich alleine.

Hier muss Buddha zuhause sein…

Nichts als die Wahrheit

Dezember 2003

In der Zeit meiner Scheidung, fiel ich in eine Manische Depression. Versteckte vor allen Menschen meinen unerträglichen Zustand, ganz besonders vor meiner Mutter, vor der ich mich schämte und in ihren Augen glaubte versagt zu haben. Mit nichts flüchtet ich nach Sri Lanka, von da ich nie mehr zurückkehren wollte… 

DIE MÜDE FRAU

sie hat alles gegeben. ihr ganzes herz, ihre ganze liebe. sie hat sich hingegeben, ihren körper ihre seele, ihr ganzes wesen. zum wohle der liebe. sie wurde missachtet, verfolgt, ausgezogen, gesteinigt und auf dem scheiterhaufen verbrannt. doch die kraft in ihr hat sie wieder auf die beine gestellt. sie hat ihr herz noch weiter aufgerissen. doch nie schien es genug zu sein, denn in ihrer grösse wurde sie eine bedrohung. über all die zeit ist sie müde geworden um die liebe zu betteln. um die anerkennung des mannes zu kämpfen.

sie wollte nie ihre weiblichkeit vernachlässigen und mit einem männerherz in den kampf zu ziehen. sie wollte nie vergessen wer sie ist, woher sie kommt und dass die bedingungslose liebe ihre wahre natur ist. doch sie hat es vergessen. aus der verzweiflung heraus, aus der wut heraus, aus dem zorn und aus rache heraus wollte sie vergeltung und wollte anerkennung sie hat viel erreicht und doch auch viel verloren.. weichheit, zerbrechlichkeit, zartheit.. es schien als müsste sie das aufgeben um letztendlich gesehen zu werden. und dabei ging etwas in ihr zu bruch. die mutter erde weint um ihre mütter, um ihre schwestern um ihre frauen. und die frau der erde weint.... denn nach all den jahren kampf ist sie müde. sie ist müde nicht geliebt zu werden, sie ist müde angst zu haben vor der gewalt, vor dem verlassen werden, sie ist müde stark sein zu müssen, sie ist müde und ihr herz ist zerfleischt und zerhackt.. sie ist müde.. und möchte sterben. doch wohin hinein stirbt sie? in deine arme oh vater. in deinen schoss hinein oh mutter. zurück in ihre essenz hinein. sie will schlafen. sie will nicht mehr nach liebe flehen, sie will kein opfer sein und sie will auch keine täterin sein. sie will ihrer natur entsprechen und leben... und geben.. geben geben... doch jetzt ist sie müde...jetzt ist sie einfach müde. ja mann. sie ist auch müde.. davon. sie ist müde dich nach deiner schulter zu fragen. sie ist müde auf deine präsenz und deine aufmerksamkeit zu warten.. sie ist es müde.... in sich selber nicht die vollkommene kraft zu spüren.. ohne dich zu sein. sie ist müde nach dieser sehnsucht...und darum gibt sie jetzt auf. sie gibt auf. jetzt. und nachdem sie ausgeschlafen ist, nach wochen, monaten oder jahren... passiert etwas.... etwas neues.. das weiss sie. doch jetzt wird sie ausruhen und schlafen.... und wenn du willst streich ihr durch das haar und küss ihre stirn.. doch dann geh..... sie muss jetzt alleine sein... sie steht dir nicht mehr länger zur verfügung dich geborgen und genährt zu fühlen... sie ist nicht weiter hier für dich zu sorgen.... jetzt ist sie an der reihe. die müde frau.und wenn sie lange genug weg ist von dir und weit. besinnst du dich vielleicht.. und erinnerst dich an ihre göttlichkeit, an ihr warmes unendliches herz und an ihre gute und an ihre fähigkeit zu vergeben....

Tauchte ab bei den Singhalesen um meinen Frieden zu finden. Schlief wie meine Freunde auf dem Boden, ass das was sie mir gaben und wunderte mich jeden Tag aufs Neue, dass ich mit meinem gebrochenen Herzen noch lebe.

Erst Jahre später (2010) sollte ich erfahren, dass ich tatsächlich einen Riss von 2,7cm im Herzen trage.  

Der Schmerz tief in meiner Brust schien mich zu zerreissen und ich wollte nur noch, dass er endlich aufhört. Ich lenkte mich von meinen inneren Wunden ab in dem ich Menschen auf der Strasse ihre madenzerfressenen Wunden verarztete.

Ich stillte meinen Hunger in dem ich Bettlern meinen Reis gab.

Meine innere Kälte überwand ich in dem ich meine Kleider verschenkte. Unter der Sonne Sri Lanka vergass ich wer ich war und wohin ich wollte. Ich war nicht mehr wichtig. Sass stundenlang auf hohen Klippen und überlegte in den Fluten zu versinken.

Einheimische waren es, die mich zu einem alten Mönch brachten. Lang diskutierten wir über das Leben, seinen Sinn und unsere Aufgabe im Dasein. Neben ihm erschien ich mir so klein und erbärmlich, ich war unwissend… Ihm erzählte ich von meinem Leben und von meinem Seelenschmerz. Er lächelte nur. Er war es, der mich nach drei Monaten, die mir wie ein einziger Tag erschienen, zurück in mein altes Leben schickte.

Es sind die Menschen zu Hause die dich nun brauchen und nicht die Fremden hier in Sri Lanka. Deine Seele braucht Zeit um zu heilen und du hast noch so manch grosse Aufgabe vor dir. Vergib, lasse los und kehre mit deinem grossen Herzen zurück, denn denke daran, alles was am Ende von uns zurückbleibt ist die Liebe.

Der Abschied...

März 2004

25 Kg. weniger auf meinen Rippen machte ich mich auf den Weg zurück in eure Welt, ins Nichts. 

Eine harte Zeit lag hinter mir und nun auch vor mir. Mit mehren unterbezahlten Jobs versuchte ich mehr oder weniger zu überleben, denn ich hatte alles Erdenkliche losgelassen. Etwas anderes als für andere Leute zu putzen mutete mir nichts zu, aber mit dem Putzen reinigte ich auch meine Seele. An manchen Tagen wusste nicht mal mehr meinen Namen und andauernd vergass die wichtigsten Dinge. Meine Freunde kannten mein Innerstes nicht, eigentlich hatte ich in dieser Zeit gar keine Freunde. Umgab mich nur mit Abschaum weil ich mich selber für Abschaum hielt. Mein Kopf lies mich nur zwei oder drei Stunden schlafen.

Ich kam in dieser Welt nicht mehr klar und keiner merkte es!

In jener Zeit habe ich vieles angestellt worüber ich heute nicht gerade mehr stolz bin. So wollte ich einfach das Leben spüren und eure und meine Grenzen erkunden. Nächtelang war ich wie benommen unterwegs, ertrug es nicht alleine zu sein und erlebte die unrealistischsten Geschichten, vergass zu essen, vergass den Briefkasten zu lehren und meine Post zu lesen. Manchmal wusste ich meinen Heimweg nicht mehr und schlief einfach auf der Strasse oder im Wald. Sri Lanka und die Menschen haben mich gelehrt mit nichts zu überleben und mich vor der Dunkelheit am Tag nichtmehr zu fürchten.

Hier lernte ich nun wie kalt und wegschauend die Menschen sind.

Jeder denkt nur an sich, keiner sieht das Leid des nächsten. Alles nur Schein hier. Ich war nicht allein, aber einsamer als je zuvor. Mein Leben lief ab wie in einem alten schwarz weiss Film, wo ich mich auch nur noch an Bruchstücke erinnern kann oder will. Filmriss... In dieser Zeit gab es einen Menschen, der heute noch für mich da ist, dem ich nichts vormachen kann und dem ich blind vertraue. Er rettete mich über Jahre hinweg vor den schrecklichsten Situationen in die ich mich absichtlich selbst gebracht habe. Nur durch Schmerzen fühlte ich, dass ich noch am Leben bin.

Wenn es Schutzengel gibt, muss er einer von ihnen sein…

Drei Jahre lang befasste ich mich jeden Tag mit dem Sterben. Furchtlos sass ich mitten in der Nacht auf Gleissen, Hochhäuser und verbrachte kalten Winternächte am See. Trat bei Gefahr immer in den Vordergrund mit der Hoffnung, dass es mich endlich erwischen würde. Nach einem Schock erkrankte ich am kreisrundem Haarausfall.

Meine grosse Liebe, mein Schutzengel wurde Zwangsverheiratet!

Nun lag ich regungslos da und dies Tage lang. Ich dachte ich sei in der Hölle angekommen, dabei war das erst das Vorzimmer. Erst als meine Mutter an Lungenkrebs erkrankte rüttelte mich das Leben wieder wach. Ich musste mich doch zusammenreissen um für sie da sein zu können. Das war im meiner Mutter schuldig. Das langsame erbärmliche, qualvolle, hilflose Sterben meiner Mutter, war das schlimmste in meinem ganzen Leben, was ich je gesehen und dennoch war es auch das schönste was ich je gefühlt habe. Noch nie war ich ihr so nah wie in der Zeit des Sterbens.

Das schönste in meinem Leben war,

dass ich deine Hand halten durfte, als du diese Welt mit einem Lächeln verlies und ich begriff die Wort meines Mönches, dass tatsächlich am Ende unseres Weges nur die Liebe übrig bleibt. In dieser Zeit begriff ich auch, was er meinte als er sagte, dass mich die Menschen Zuhause brauchen. Am Totenbett sang ich Mantras und meditierte. Dies gab mir und meiner Mutter die Kraft loszulassen. 

Der Tod ist nicht das Ende, er ist die Befreiung aller Leiden. Meine Tage wurden noch düsterer, ich vergass meine ganze Moral und ich war mir selber so was von egal. In einem Gefühl von Trauer, Wut und Hass begriff ich nur allmählich, dass ich nun keine Familie mehr habe und fühlte mich einsamer als je zuvor. Ein Tumor machte mir zu schaffen den ich schon seit einer geraumen Zeit mit mir herumschleppte. Jetzt wurde es höchste Zeit und ich hörte auf das Anraten meine Ärztin. Im selben Spital wo meine Mutter vor ein paar Wochen gestorben war, lies ich ihn entfernen. Eine wirklich unerträgliche Situation für mich.

Zwei lange Jahre lang schlief ich nur, ich fand den Weg zur euren Welt nicht mehr.

Hörte Tag und Nacht die Mantras vom meinem Mönch aus Sri Lanka und meditierte stundenlang um mich selber zu heilen. Ich hatte keinen geregelten Tagesablauf mehr und gab mich meinem Schmerz hin. Vergeblich suchte ich nach einer Lebensaufgabe in meinem erbärmlichen Dasein und reiste um eine Antwort zu finden erneut nach Asien. Diesmal mit dem Ziel die ESSENZ des Lebens zu finden um meinem Versprechen, das ich meiner Mutter auf dem Sterbebett gab, gerecht zu werden. In den letzten Atemzügen versprach ich ihr aus ganzem Herzen, auf ihren kleinen Lebensbegleiter „Nicki“ zu achten und ihm bei mir ein neues zu Hause zu schenken.

Ich selber wusste damals nicht mal mehr was ein zu Hause ist. Er war es, der meinem Leiden Tag für Tag und Nacht für Nacht geduldig zur Seite stand und mich zwang nach Draussen zu gehen um zu atmen und zu kämpfen.

Er lehrte mich Disziplin und bedingungslose Liebe.

Dezember 2008

In Asien, diesmal in Indonesien, war mein Weg auf einmal so sonnenklar. Die Menschen sind einfach wunderbar, ich war nicht mehr einsam und ich war Zuhause angekommen. Nun setzte ich alles auf diese eine Karte, die ich in diesem Spiel hatte. Mit 3,2 Tonnen Steinen und total blank, kehrte ich von Indonesien zurück und wusste, dass ich nun einen Laden eröffnen will, damit Nicki für immer bei mir bleiben kann. 

7. März 2009

QUINT ESSENZ war geboren. 

Tag und Nacht arbeitete ich an meinem Lebenswerk. Ich strich, tapezierte und lag oft erschöpft aber glücklich mit Nicki am Boden und weinte vor Freude, denn ich fühlte nun was bedingungslose Liebe ist. Machte mir Gedanken über mein Leben und mir wurde bewusst, wie viel Glück ich doch in meinem Leben habe und ich war auf einmal dankbar.

Doch eines Tages lag ich mit schwerem Atem am Boden und konnte nur noch mit Müh und Not aufstehen. Ein schrecklicher Schmerz durchbohrte meinen Körper, kalte Schweissperlen rannen mir in die Augen und brannten. Mein Laden gerade mal ein paar Tage geöffnet landete ich mit der Diagnose "Lungenembolie" im Spital. Jetzt wo ich den Weg in eure Welt zurückgefunden habe, bin ich dem Tode so nahe wie noch nie zuvor, doch ich fürchtete mich nicht, denn ich wusste, ich hab noch so viel vor. Ein halbes Jahr Blutverdünner und ich bin schon wieder fit um für euch in Indonesien nach neuen Schätzen zu suchen. Meinen Platz in eurer Welt habe ich nun wieder gefunden, hab auch viele gute Freunde gefunden ohne die ich es nie geschafft hätte.

An diesem Platz ein herzliches Dankeschön an alle diejenigen, die an mich und an meinen Weg glauben.

Manchmal braucht man nur etwas Zeit, damit die Wunden des Lebens verheilen, manchmal verheilen sie auch nie, aber man lernt ganz sicher mit ihnen zu leben. Meine Seele brauchte halt etwas länger, etwas sehr viel länger um dies zu begreifen. Mit Meditation und dem Glauben an die Liebe habe ich alle meine Prüfungen überwunden. Ohne die schweren Aufgaben in meinem Leben, währe ich nicht das geworden was ich heute bin. Ein sorgenfreies Leben macht keinen besseren Menschen aus dir, erst die Aufgaben, die dir im Laufe des Lebens gestellt werden formen dein Herz und deine Seele.

Not und nur schon der kleinste Funke Überlebenswille wecken Kräfte in dir von denen du nie zuvor gewusst hast. 

Heute geht es mir gesundheitlich wieder gut und ich bin auch stolz auf meine paar Kilos mehr auf der Waage. Die Haare sind auch wieder gesprossen und ich verfüge über so viel Kraft um den Rest meines Lebens in Angriff zu nehmen. Ohne meine Freunde, die heute für mich zur meiner Familie geworden sind, Meditation und meinem Schatz "Baki", der zurückgekehrt ist, hätte ich das alles nie überstanden. Mag kommen was will, aber umhauen tut mich nichts mehr so schnell.

Ich bin nicht mutig, ich hab nur gelernt loszulassen und mit der Gefahr zu Leben, denn ihr wisst, am Ende bleibt eh nur die Liebe über…

Den Menschen, die mir in der grösster Not die Tür vor der Nase zugeschlagen haben, mich gedemütigt, belächelt, belogen, betrogen, geschlagen, genötigt, ausgebeutet und vergewaltigt haben, habe ich längst verziehen, denn da ist einer dem ich vertraue und an den ich glaube, er ist es, der sich um EUCH kümmern wird, denn ich war eure Prüfung. Aber vergessen werde ich jene wohl nie, denn es sind zu viele Narben übrig geblieben, die mich jeden Tag an mein Leben und jene Menschen erinnern…

Morgen 31. Mai 2010 habe ich meine Herzoperation. Ein 2,7cm grosser Riss ist mitten in meinem Herzen. Ein Geburtsfehler der erst jetzt entdeckt wurde. Wie viel Glück hatte ich doch, dass mein starkes Herz mich bis hierhin getragen hat. Ich fürchte mich nicht, denn ich durfte eine kurze Zeit lang Glück erfahren und ich hab mich mit Meditation gut auf den Eingriff vorbereitet. Meine Seele habe ich kurzerhand aus meinem Herzen umgesiedelt, damit ihr nichts passiert. Vom Mönch aus Sri Lanka weiss ich ja, dass da noch manche Aufgabe in meinem Leben auf mich wartet. Allen Freunde, die sich so rührend um mich kümmern, möchte ich hier ein herzliches Dankeschön aussprechen. Es ist ein schönes Gefühl nicht mehr einsam zu sein. Habt keine Angst um mich, meine Zeit ist noch nicht gekommen, denn ich hab noch so viel vor...

Dankeschön für eure Liebe. Bis bald...

Dank meiner innere Kraft habe ich alles gut überstanden und es geht mir sehr gut. Es ist, als ob ich ein neuer Mensch bin. Ich hab die Ruhe in mir gefunden und mein Herz schlägt nun im Einklang mit mir.

Mein Versprechen an das Leben:

Sollte ich diese OP überleben, werde ich meine grosse Liebe heiraten und ihm ein Platz in meinem Leben und eurer Welt schenken. 

Einlösung:

Jetzt erst recht... am 4.2.2011 heirate ich meinen Schatz "Bashkim". Ich freue mich darauf, seinen Namen tragen zu dürfen. Aus Lienhard wird SHALA. Bedeutung dieses Namens: Schale/Kelch, ist das nicht wunderschön? Aus einem versteinerten Herz wir ein Kelch der Liebe. 

Mein Leben hat mich so viel gelehrt und ich bin dankbar für jede Erfahrung die ich machen durfte und darf. Die Liebe gibt mir so viel Kraft, heilt mich und macht mich so unendlich glücklich. Ich könnte die ganze Welt umarmen, auch DICH…

Gabriela Shala

Hochzeit: 4. Februar 2011

Meine Liebe, mein Leben seit dem 29. April 2004.

Sieben Jahre hast du um meine Liebe gekämpft, meine Wunden geheilt und mich getragen. Nun ist es an der Zeit, dir zu danken und aus tiefster Überzeugung und aus reiner Liebe deine Frau zu werden.

Danke mein Herz...

Mit neuen Schätzten bin ich wieder bei euch angekommen!

Besucht mich in meinem neuen Leben

Q U I N T E S S E N Z

Sensible Menschen ...

... Nehmen mit ihren Sinnen mehr auf als andere, sind wegen ihrer Gutmütigkeit anfälliger für Verletzungen als die meisten.

Leider haben sie nicht immer ein dickes Fell, nehmen sich vieles sehr zu Herzen.

Sie sind manchmal nah am Wasser gebaut und fallen tiefer als die anderen,

wenn ihre Seele verletzt wird.

Sie sind herzlich, verständnisvoll und können sich gut in die Lage anderer hinein versetzen.

Sie sind hilfsbereit, geben manchmal mehr als sie selber nehmen!

Meistens sind es Menschen, die in ihrem Leben schon vieles durchmachen mussten und dadurch geprägt wurden.

Sie sind nicht kompliziert, man muss nur einen eigenen, ähnlichen Blickwinkel haben um SIE zu erkennen und festzustellen, dass sie sehr wertvolle, besondere Menschen sind !!!

Nur so wird man ihre Nähe zu schätzen wissen, denn sie haben die Sonne im Herzen und das spiegelt sich in ihrem strahlenden Lächeln wieder.

Gabriela Shala

Rupphübelweg 1a, 5734 Reinach AG

+41(0)76 586 05 05

+41(0)62 771 27 25

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